Donnerstag, 14. Februar 2013

'Kleine' Dinge aus dem Alltag, die einen zum Nachdenken bringen:

Beim Kochen in der Organisation habe ich mich mit der Köchin (Mutter zweier Kinder, die bei uns im Kindergarten sind) unterhalten. Es ging um ihren ältesten Sohn (17 Jahre), der seit Kindesalter auf der Straße gelebt hat und nun wieder zu Hause bei seiner Mama wohnt. Als ich sie fragte, was er mache - Arbeit, Schule - sagte sie nur, er sei zu Hause. Als ich fragte warum, antwortete sie, er könne sich noch keine Arbeit suchen, da er keine Schuhe besäße.
Traurige Realität und leider kein Einzelfall was Armut betrifft. 

Dienstag, 5. Februar 2013

Fiesta de la Virgin de Urkupiña

Für die Mehrzahl der Bolivianer ist das Leben hart und "fiestas" sind immer willkommene Gelegenheiten, den Alltag zu vergessen. Zu den wichtigsten Festen der Bolivianer gehört die "Fiesta de la Virgin de Urkupiña" im August (tut mir Leid für die verspäteten Einträge, aber ich bin damit beschäftigt das Land und die Kultur zu geniessen). Jedes Andendorf und jedes Urwaldstädtchen hat seinen eigenen Schutzpatron, der jedes Jahr an seinem Namenstag gefeiert wird. Dazu wird sein Bildnis oder die Statue in der Kirche neu eingekleidet und dann in einer großen Prozession durch die Straßen getragen. Diese Feste dauern oft mehrere Tage an. Zu diesen Festen gehören Alkohol, farbenprächtige Kostüme und traditionelle Musik dazu. Fantasievolle Dekorationselemente und Gebräuche weisen auf die Ursprünge indigener Kulturen hin. 
Dieses Fest in Quillacollo, einer Stadt außerhalb von Cochabamba beginnt mit einer "Entrada", einer ca. 16 Stunden lang andauernden Straßenparade. Diverse Tanzgruppen tanzen zu Ehren der Jungfrau in Richtung Kirche. Sie beginnen morgens und tanzen mit den pächtigsten Kostümen, die alle handgemacht sind, bis in die Nacht hinein. Es ist ein beeindruckendes Ereignis. An den Straßenränden befinden sich die Zuschauer, die mit den Tänzern mitfeiern und ihnen Getränke, meist alkoholisch, anbieten. Es gilt als unhöflich dieses Angebot abzulehnen. 





Opfergaben an die "Virgin" und die "Pachamama"

























 der "Oso" - sehr beliebt bei den Bolivianern


Das Fest erreicht den Höhepunkt am Tag der berühmten Pilgerfahrt. Tausende von Menschen beginnen nachts ihren Marsch und laufen 15-20 km weit von Cochabamba nach Quillacollo. Die Autos haben Fahrsperre und die Straßen sind voll von Pilgerern, die sich auf den Weg zur Bergspitze des "Cerro Calvario" machen, auf dem Sagungen zufolge die "Virgin" erschienen sein soll.




...unterwegs gibt es allerlei zu essen...

...und zu trinken, wie zum Beispiel warmen Kakao.

Auch für Unterhaltung wird gesorgt.

Natürlich darf die Toilette nicht fehlen, wobei es manchmal besser ist einfach zurückzuhalten. 

Das war meine erste Woche, in der ich noch total fasziniert war von den Essenständen, den Frauen mit ihren großen Kochtöpfen, bei denen einem als Ausländer geraten wurde besser die Finger von zu lassen. Nach einiger Zeit hat man sich an das Bild gewöhnt und es war nichts Neues mehr. Heute essen wir an den Straßenständen, da es dort einfach das beste Essen gibt. :)



Lust auf ein frisches Steak?!

Bei Sonnenaufgang stärkt man sich mit Api und Pastel zum Frühstück, einem Blätterteiggebäck gefüllt mit Käse und Puderzucker und einem heißen Maisgetränk.


...das sollte Hannas Gesichtsausdruck erklären oder?! Das hat uns aber vom Essen nicht abgehalten. :)

Weitere Impressionen Boliviens...
 Cochabamba ist bekannt für sein gutes Essen.


Nach dem Pilgern findet eine Messe statt.

Vor und in der Kirche werden hunderte von Kerzen angezündet.







Kaffeepause






Wir haben uns die Zukunft vorhersagen lassen mit Hilfe von Blei.




Sowohl Hanna als auch mich erwartet ein unglaublich tolles Jahr voller Glück. Unsere Zukunft hat sich ziemlich gleich angehört, aber bisher triffts voll zu :)
Auch dieses Vögelchen kann die Zukunft vorhersagen. Natürlich haben wir auch das ausprobiert.






...damit dekoriert man sein neues Fahrzeug bevor es gesegnet wird.




Auf dem "Cerro Calvario" wird für Glück gebetet und es wird sowohl der "Virgin" als auch der "Pachamama" für die Erfüllung der Wünsche gedankt. 














Es werden Steine abgeschlagen als Symbol der Bereitschaft für die Erfüllung seiner Wünsche zu arbeiten. Denn Gebete allein reichen dafür nicht aus, ganz im Gegenteil, Taten und die Bereitschaft hart zu arbeiten sind notwendig. Je größer die Steine, die abgeschlagen worden sind, desto größer das Glück im nächsten Jahr. Diese Steine werden mit nach Hause genommen und man verspricht sie nächstes Jahr wieder zu bringen. 






...erst ein bisschen für die "Pachamama"...

...und dann für mich.




Es war wirklich harte Arbeit.

Hanna hat am meisten Glück abgesahnt. :)

Es werden weitere Riten vollzogen, wie zum Beispiel der symbolische Kauf eines kleinen Grundstückes sowie von kleinen Gegenständen (Häusern, Autos, diversen Zertifikaten wie zum Beispiel Abschlüssen), mit der Hoffnung, dass dies bis zum nächsten Jahr realisiert werden kann. 






Man vollzieht eine "ch'alla" (Opfergabe an die Pachama), bei der man um den Segen und die Gefälligkeit der "Virgin de Urkupiña" bittet. 











...zu groß für die Toilette :)




Die Grundstücke.


Unser Grundstück, auf dem wir gefeiert haben...

...und zwar mit unseren netten Nachbarn aus La Paz.





Er wurde nur der "Deutsche" genannt und musste daher umso mehr trinken. ;)


Der Vertrag über den Kauf eines Grundstückes...

 ...und seine stolzen Besitzer. :)
...auf eine gute Nachbarschaft.

Konfetti auf dem Kopf bringt auch Glück.






...mit eigener Band.





 ...auch Bolivianer brauchen Sonnenmilch.



Die Polizei bewacht die "Virgin".


Die gesamte Straße, die zu sehen ist, war voll von Pilgerern.


Nach dem Abschlagen der Steine, ist es noch einmal ein hartes Stück Arbeit diese mit nach Hause zu nehmen. Auf dem Rückweg kann man zwar "trufis" nehmen, muss jedoch erst zu einem hingelangen.

Dieser Tag gilt als ein Tag der Hoffnung. Die gesamte Familie nimmt teil. Es ist ein unglaubliches Ereignis, voll von Gebeten, Hoffnungen und Danksagungen.  


Danach gab es leckeres "Chicharon".

In Bolivien bestellt man sich zum Beispiel zwei Teller und teilt das Essen untereinander. Gegessen wird mit den Fingern.


 Der "trufi" ist einfach nicht für große Deutsche gemacht. ;)

Nach so einem anstrengenden Tag muss man sich dann auch mal eine Pause gönnen. :)