Attacke!!! Wie ich sie alle vermisse!
Alltag in der Fundación
Jeden Monat haben wir gemeinsam im Team einen Plan mit diversen Aktivitäten zu einem bestimmten Thema erarbeitet.
Beim Essen mit den Kindern. Was ich sehr schön fand, ist dass sich jedes Kind nach dem Essen bedankt hat, das ist etwas ganz Selbstverständliches in Bolivien. Auch wird dort kaum mit Messer und Gabel gegessen, sondern immer mit einem Löffel, egal ob Kind oder Erwachsener. Fleisch mit einem Löffel zu essen kann somit manchmal eine Herausforderung sein. Die Kinder fahren total auf Fleisch ab, weil es nun mal etwas teurer ist und jedes Kind somit nur ein kleines Stückchen bekommt. Ich habe noch nie gesehen, wie wirklich jedes kleinste Stück am Knochen abgeknabbert wird. In der Situation habe ich dann an mich selbst gedacht, wie ich Fett immer großzügig abgeschnitten und weggeworfen habe. Es sind die kleinen Dinge des Alltags, die einen wachrütteln. Bei uns wurde sehr darauf geachtet, dass die Kinder aufessen, da es für viele von ihnen die einzige Mahlzeit am Tag war. Als ich in Deutschland im Kindergarten gearbeitet habe, wurde den Eltern gesagt, sie sollten ihren Kindern bitte keine Süßigkeiten mitgeben. In Bolivien dagegen besteht das Frühstück vieler Kinder aus Süßigkeiten. Oft habe ich Kinder gesehen, die von ihren Müttern Chips mit Mayo zum Frühstück mitbekommen haben. Ein Junge hat sich komplett geweigert zu essen und wollte nur sein süßes Getränk zu sich nehmen. Es ist nicht leicht die Kinder davon wegzubringen, vor allem wenn die Eltern nicht mitziehen, weil der Sohn sich weigert oder ansonsten schreit. Dementsprechend ist auch der Zustand ihrer Zähne. Zähneputzen ist auch kein Thema zu Hause bei den Kindern. Ich habe einem Jungen gesagt, dass es wichtig ist, dass er sich auch zu Hause seine Zähne putzt und er sagte: "Das habe ich meiner Mama gesagt, aber sie sagt nein." Elternarbeit müsste ein ganz großes Thema sein, aber auch ein sehr schwieriges. Bereits zu Beginn meiner Freiwilligenarbeit bin ich dort mit Dingen konfrontiert worden, die ich in Deutschland noch nicht erlebt habe. Die Eltern sind teilweise betrunken in den Kindergarten gekommen und wollten in diesem Zustand ihre Kinder mitnehmen. Es kam auch schon vor, dass Eltern einfach gar nicht gekommen sind. Ich weiß noch als ich klein war und selbst manchmal die Letzte war, die im Kindergarten abgeholt wurde, wie sich das manchmal schon angefühlt hat. Man muss sich dann mal in ein Kind versetzen, dass einfach gar nicht abgeholt wird. Es gab ein Mädchen, das mit blauen Flecken in den Kindergarten kam, wo die Mutter meinte sie sei aus dem "trufi" gefallen. Sie selbst konnte noch nicht sprechen. An diesem Tag - Freitag - wurde die Kleine nicht von ihrer Mama abgeholt. Sie hatte weder jemand anders geschickt, noch angerufen und erreichen konnte man sie auch nicht. Am Sonntag hatte sie dann an die Kindergartentür geklopft, um zu fragen wo ihr Kind sei. Am Wochenende ist jedoch der Kindergarten geschlossen, so dass nur unsere Vermieterin, die oben wohnt, aufmachte, ihr jedoch keine Infos geben konnte. Sie kam dann am Montag noch einmal, um sich nach ihrer Tochter zu erkundigen. Drei Tage später, das muss man sich einmal vorstellen! Man darf in solchen Situationen nicht zu früh urteilen, da viele der Mütter nun mal als Prostituierte arbeiten und es bei der Arbeit auch immer ein Risiko gibt, so das etwas hätte passiert sein können. Meistens ist es jedoch so, dass sich die Eltern zulaufen lassen und ihre Kinder dann vergessen. So war es auch bei ihr. Traurige Wahrheit! Sie hat ihr Kind erst einmal nicht wiedergesehen, weil sich anschließend das Jugendamt um den Fall gekümmert hat und ihr die Tochter weggenommen wurde. Da war das Geweine groß, aber leider zu spät. Ist ein Kind einem Elternteil erst einmal weggenommen worden, ist es in Bolivien nicht mehr so leicht es wieder zu bekommen. Man bekommt so viele traurige Wahrheiten mit, dass man sich manchmal schlecht fühlt so eine behütete Kindheit gehabt zu haben. Und vor allem dann Menschen zu sehen, die all das nicht zu schätzen wissen. An dieser Stelle muss ich sagen, dass es tatsächlich ein Kulturschock ist nach Deutschland zurückzukehren und sich teilweise Gespräche über überteuerte Louis Vuitton Gürtel anhören zu müssen. Jedem das Seine, ich musste für mich erst einmal neu schauen, wie ich damit umgehe. Ich möchte niemandem einen Vorwurf machen, denn ich genieße auch meinen Luxus, wie zum Beispiel mein I-Phone etc. Es ist einfach schwierig aus einer anderen Welt zu kommen und dann sein altes Leben weiterzuleben, sich zum Beispiel Gedanken darüber zu machen, was man heute Abend nur anziehen soll und zu wissen, wie die Realität vieler Menschen, vor allem vieler Kinder aussieht.
Die Kinder leiben es zu puzzeln...
...und zu baden, wie man sieht. Ständig gab es Gespräche mit den Müttern, dass sie ihre Kinder baden und ihnen saubere Kleidung anziehen müssen. Ihnen musste gesagt werden, dass sie diese ansonsten nicht in den Kindergarten bringen dürfen, denn manchmal war es einfach kein Zustand mehr. Manchmal hat man ein Kind nur in den Arm genommen und der Geruch war so unwiderstehlich, dass man selbst danach gerochen hat und das Kind erst einmal baden musste. Manch einer hat den Kindern zu Hause die Windeln nicht gewechselt, so dass die Kinder total wund waren, so etwas habe ich noch nie gesehen. Sie wollten sich nicht mehr wickeln lassen und haben vor Schmerzen nur noch geschrien. Wenn man die Kinder dann zu oft im Kindergarten badete, machten die Mütter nichts mehr, da sie ja wussten, dass wir sie waschen. Hat ein Kind im deutschen Kindergarten Läuse, darf es nicht wiederkommen, um Ansteckungen zu vermeiden. Würde man es so in Bolivien machen, würde kein Kind mehr kommen. Läuse gehören dort zum Alltag. Die Kinder haben so viele, dass sie sich den Kopf wund kratzen. Somit steht jeden Tag "Läuseentfernung" auf dem Programm. Hat man es dann zum größten Teil geschafft, steht das Wochenende bevor und danach sieht es so aus wie vorher - der Kopf voll mit Läusen.
Ein sehr beliebter Platz bei den Kindern- die Treppe.
Einer unserer zwei Räume des Kindergartens.
Konzert an Marias Abschied. Aus kleinen Dingen werden dann ganz große!
Unser Montessori-Raum und Luis Miguel stolz wie Oskar.
Hausaufgabenbetreuung. Die Hausaufgaben der Kinder bestanden zum größten Teil aus Abzeichnen. Oft wurden diese auch von ihren Eltern gemacht. Haben die Kinder ihre Hausaufgaben nicht richtig gemacht bzw. nicht ordentlich genug, gab es auch mal Schläge mit dem Gürtel, so dass wir im Kindergarten dann zufällig Wunden auf dem Rücken des Kindes entdeckt haben. Gewalt gehört in Bolivien noch zur Erziehungsmethode.
Der Platz für die Mittagsschläfchen der Kinder.
Die Psychologin des Projektes - Isa mit ihrem süßen Sohn Ernesto
David. Als er in den Kindergarten kam hat er alle geschlagen und gebissen. Er wusste sich nur in Form von Gewalt zu wehren. Dies hat sich jedoch nach einiger Zeit im Kindergarten geändert. Ein tolles Erfolgserlebnis. Ein großes Problem jedoch ist die Unzuverlässigkeit der Bolivianer, so dass manche Mütter ihre Kinder sehr unregelmäßig in den Kindergarten bringen, so dass der Lernprozess oft von Neuem beginnt.
Chaos - man muss sich erst einmal daran gewöhnen, dass nicht alles so strukturiert ist wie bei uns. Lebt man in einem anderen Land und möchte die Kultur und das Leben kennen lernen, muss man sich anpassen und für sich selbst schauen, wie man mit den Strukturen zurecht kommen kann.
Eine Raupe aus den eigenen Handabdrücken zum Thema Frühling.
Thema des Monats: Deutschland. Antonia und ich haben mit den Kindern einen Kuchen mit den Deutschlandfarben gebacken :)
Unser altes Projekt von außen.
Klettern mit den Kindern
Kino für die Kleinen.
Mein Chef Nico aka Randolf :), Antonella <3 und Gabi
...zu zwölft im Taxi ist nichts Unübliches. Da nicht alle vorne rein passen, müssen einige in den Kofferraum und da will jeder der Kinder rein.
Andreus
...was ein schönes Bild!
Die Kletteraktion hat im Fußballstadion stattgefunden. Übrigens, das Stadion der besten Mannschaft - Wilsterman :)
Alejandra hats hoch hinaus geschafft.
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